Ein guter Tag zum Sterben!


Mensch, was war das für ein Tag. Einen weiteren dieser Art hätte ich nicht ausgehalten.

Am Abend davor war eigentlich alles klar, ich hatte meine Hausaufgaben gemacht und ärgerte mich über das Scheißwetter. Während ich gedankenverloren in die Küche schlich, überlegte ich mir, wie ich am nächsten Tag in die Schule fahren wollte. Ich habe ja viele Möglichkeiten: zum einen kann ich fast direkt mit der U-Bahn zur Schule fahren, oder ich fahre bei einem Freund von mir vorbei, da muß ich dann zweimal mit dem Bus und dann ein paar Stationen mit der Tram fahren. Es könnte aber sein, daß der Bus zu spät kommt, dann verpass‘ ich den Anschluß und komme zu spät zur Schule. Das sicherste ist, wenn ich mit dem Fahrrad fahre, außerdem kann ich dann länger schlafen. Das heißt, ich könnte, wenn ich nicht kilometerlange Umwege machen würde, aber mei, wie soll ich sonst den Kontakt zu ein paar Personen halten?

Ich konnte mich nicht entscheiden und dachte mir, es gibt nur eine Lösung. Ich legte daß Messer perfekt an und schnitt mir eine Scheibe ab. Das Brot war auch nicht mehr das allerneuste. Ich belegte es mit eine paar Salamischeiben und fraß ‚drauf los. Ein bißchen Wasser in den Mund und das Brot konnte ich auch noch runterkriegen. Da ich jetzt schon ziemlich müde war, stand ich auf, räumte meine Sachen auf, zog mich um und legte mich schlafen.

Das wird ein schöner Tag morgen. Mittwoch, erst zwei Stunden Kunst bei der ich Thomas immer meine neuesten, auswendig gelernten, Michael Mittermeier Stücke vorspielen kann. Prompt kam mir der Sketch mit den Snikers in den Sinn. Ich lächelte in mich hinein. Nun legte ich meine Benjamin Blümchen Kassette ins Deck, legte meine Brille in ihr Fach und die Fernbedienung für die Stereo- Anlage auf ihren angestammten Platz. Halt. Ich hätte beinahe vergessen, den Sleep-Timer einzustellen 60 Minuten werden reichen. Ich ziehe meine Decke über den Kopf und versuche zu schlafe, und das klappte wirklich voll und ganz und überhaupt nicht. Nach einiger Zeit dreht die Kassette um, Mensch schon wieder dieses verdammt Lied, wär‘ doch schön, wenn J.B.O. das mal covern würde. Plötzlich wurden die Stimmen immer tiefer, ich dachte mir, da stimmt doch was nicht. Ich kam irgendwie in eine aufrechte Stellung und fand heraus, daß das Band sich im Player verdreht hat. Nicht nur, daß es verdreht ist, nein, es mußte sich auch noch verheddern. Mist, jetzt kann ich mir keine Kassetten mehr anhören. Ich schaue mir die CD’s an die ich zur Zeit da habe. Ich sehe zwar keine, die mir jetzt gefallen würde, aber die „Tote Hosen Live CD“ wird schon reichen. Ich drücke auf den Schubladenausschubknopf und lege die CD ein. Gerade, als ich die Schublade wieder schließen will, klick. Die 60 Minuten sind abgelaufen. Die Stereoanlage ist aus und die CD hängt draußen. Ich stell‘ den Timer wieder auf 60 Minuten und schau mir noch die Uhrzeit an: 0:00 Uhr.

Willkommen im neuen Tag. Ich lege mich wieder hin und starte per Fernbedienung die CD. Ein E-Gitarren Solo? Auf dem ersten Track der DTH-CD? Hmm? Und das ist auch nicht Campinos Stimme. Ich rappel mich also wieder auf, schalte das Licht ein und öffne die Schublade. Oopsi, Sylvia Wizo CD war noch drinn. Hey cool, die kann ich mir gleich anhören. Also die DTH-CD wieder zurück ins Regal. „Hallo? Könntest du bitte mal von der Wizo CD abgehen?“ denke ich mir. Puuh, ich dachte schon die wären jetzt zusammengeklebt, denn beide CD’s waren nicht gerade kühl. Na denn, CD rein, Schublade zu, Play drücken, hinlegen, schlafen. Das klappte einigermaßen, bloß leider wachte ich noch mal auf. „Tränen in deinen Augen …“ Oh Gott, alles, nur nicht dieses Lied. „Denn nun weißt du, es ist vorbei …“ Arrgl. Gerade fällt mir wieder ein, wie schwer es ist, ein Lied zu überhören, von dem man den Text auswendig weiß. Nach einiger Zeit bin ich dann doch eingeschlafen. Ich wußte, daß mich meine Mutter am nächsten Morgen nicht wecken kann.

Jeden Morgen werde ich gleich geweckt, die Stereoanlage geht auf dem Teil an, von dem ich zuletzt gehört habe, in diesem Falle also die CD. Sie geht an, nach einiger Zeit blinzle ich ein bißchen, sehe aus dem Fenster sehe nur eins: Dunkelheit! Ich schau auf die Armbanduhr. 6:45 Uhr. Also richtige Zeit, und während ich diesen verfluchten Winter schimpfe geht ein mir sehr gut bekanntes Lied an. „Tränen in deinen Augen“… AAAAhhh. Das Lied verfolgt mich wohl, ich skippe den Track und schlaf wieder ein. Gut. Nicht gut! Ich wache wieder auf. Uhrzeit? 7:15 Uhr!!! OH Gott. Fuck. Ich springe aus meinem Stockbett und bemerke den Muskelkater, den ich mir gestern in Sport geholt habe. Ich komme auf dem Boden auf, will schnell aufstehen und losrennen um mich umzuziehen. Aber dieser sch… Muskelkater. Ich falle also ins Bad hinein, stütz‘ mich an der Badewanne auf und komme zum Stehen. Ich stell den Wasserhahn an und will Wasser in meine Hände füllen. Aber als ich meine Hände erblicke, krieg ich fast einen Schock. Mensch, DIE sind ja rot! Es sieht so aus, als ob ich auf beiden Armen geschlafen habe und das Blut abgeschnürt habe. Naja, ich halte meine Hände unter daß Wasser und ziehe sie sofort wieder zurück. Wie kam ich nur auf die blöde Idee, das Wasser auf warm zu stellen? Aber da muß ich durch! Ich stell den Hahn wieder auf kühler. Aahh, es ist schon viel angenehmer und nun daß Wasser aufs Gesicht! Ich will wieder meine Hände mit Wasser füllen, aber das Wasser ist zuuu kalt. Heut‘ schaff ich daß wohl nicht mehr. Ich wasche mich mit teils warmem, teils kaltem Wasser. Wenigstens bin ich durch die Kälte ein wenig aufgewacht. Ich trockne mich ab und zieh die Unterhose an. Eiich. An dieser Stelle des männlichen Körpers sollte man das Gummiband nicht aus der Hand verlieren. Das T-Shirt bleibt an den Ohren hängen und die Hose knöpfe ich falsch zu. Das ist mir vorher noch nie passiert. Ich wußte gar nicht, daß einem das passieren kann! Nun denn, ich laufe zu meinem Bett zurück und werfe den Pyjama unter die Decke. Will sagen, ich schlage die Decke hoch und lege meinen Pyjama auf die Matratze. Ich will die Decke wieder zuschlagen, finde sie aber auf dem Boden wieder. Ich hiefe sie irgendwie wieder auf’s Bett, ich weiß nicht, wie ich das mit dem Muskelkater geschafft habe. Ich werfe einen Blick auf die Uhr der Stereoanlage. 7:30 Uhr.

Einen Tee kann ich mir nicht mehr machen, meine Mutter kann mir keinen gemacht haben, sie schläft ja noch. Das Frühstück fällt auch flach – keine Zeit. Ich setze mich auf die Wohnzimmer-Couch, das heißt, eigentlich knapp daneben. Mist. Ich reibe meinen Arsch vor Schmerz. Ich setze mich, diesmal richtig, auf die Couch und ziehe meine Schuhe an. Während ich sie binde, sehe ich flüchtig auf den Viedeorekorder, genauer gesagt, auf das Display: 7:35 Uhr.

Ich schwing‘ mir meine Schultasche über, Mensch ist die mal wieder schwer, renn‘ aus der Tür und schmeiße dieselbe in den Rahmen. Oh Gott, die Treppe. Und dieser scheißverdammte Muskelkater. Die erste geschafft, die zweite zur hälfte, dort nehme ich dann das Geländer zu Hilfe. Und jetzt die letzte, ca. zu einem viertel, von da an nahm ich den Luftweg. Schade nur, daß ich nicht 12 Stufen überspringen kann. Auch dumm, daß ich nie gut fallen gelernt habe. So komm‘ ich auf der letzten Stufe mit meiner rechten Hand zuerst und dann mit dem Ellbogen an. Mensch, hehe, so einen Stunt soll mal einer nachmachen. So lieg‘ ich also ein paar Sekunden da, sinniere über den Sinn des Lebens, und sammle meine Kräfte und Schlüssel ein. Nun also, ich steh‘ wieder. Einbeinig. Nicht lange. Ich lande diesmal auf dem linken Ellbogen, und der Kopf knallt gegen die Wand. Vierbeinig schaff ich’s dann doch. Ich finde immer noch, wir hätten im Wasser bleiben sollen. (Kleiner Exkurs in die Urgeschichte der Erde). Also, Schlüssel ‚raussuchen, reinstecken, rumdrehen. Drücken. Natürlich erst wenn die Tür offen ist, denn sonst offenbart sich dem Kopf ein ziemlich hartes Hindernis, wie ich schmerzlich erfahren mußte. Ich renne, oder besser, ich torkle zu unserem Keller, ziehe das Rad heraus und schiebe es zum Ausgang.

Uhrzeit? 7:40 Uhr. Ich kann es noch schaffen. Ich öffne die Tür, erstarre kurz vor kälte und sehe die weiße Wiese. Mon Dieux. Nun denn, das wird meinen bloßen Händen sicher guttun. Ich schwing mich also auf den Sattel und will treten, erwische die Pedale nicht und kippe nach links, aber diesmal aufs Knie! Yeah! Aber man soll ja nicht aufgeben. Ich fahre durch die Siedlung, sehe ein paar Studenten, die in ihren Birkenstock Sandalen durch den Schnee stiefeln. Nun denn, ich fahre also in den Englischen Garten. Das kann doch nicht wahr sein! Doch nicht jetzt. Nicht hier. Und, ja, ich treffe voll und ganz auf eine Eisfläche, das Hinterrad rutscht weg und ich lande auf meinem Knie. Diesmal aber das rechte. Dummerweise ist mir auch die Hose zerrissen. Naja. Wenn man nur mit einem T-Shirt durch Schnee fährt, da macht so ein kleines Loch in der Hose auch nichts mehr aus. Ich gebe also gas, fahre durch die Osterwaldstraße. Und hoffe darauf, daß keine Eislacken mehr meinen Weg kreuzen. Bloß leider hilft Hoffen nichts. Also, kurz gesagt, als ich mein Fahrrad, das jetzt vorne einen Achter hat, um 8:10 im Schulhof absperre, ist meine halbe Hose zerrissen und das T-Shirt. Wo ist das eigentlich? Ach ja, das hab‘ ich zerrissen. Um die Wunde an der rechten Schulter zu verbinden. Ein Glück daß ich auf die Idee gekommen bin, denn die andere Hälfte brauche ich ja für das linke Knie.

Ich renne also in den Keller und mache die erste Tür auf. Der Lehrer, ein Referendar, fährt mich an. „Wie erlaubst du dir in die Schule zu kommen? Wir sind hier doch nicht im Kriegsgebiet. Außerdem bist du zu spät dran. Zehn Minuten. Wenn ich mich recht entsinne, das dritte Mal, das macht automatisch einen Verweis. SO!“ „Abeber“ stammel ich „ich ha…“ „Kein Aber. Los, setz dich.“ „Schnüff“ ich öffne die zweite Tür und starre in einen Werkraum voller Schüler. Wenige bemerken mich. Als erstes, Thomas. Meinen Banknachbar in Kunst. „Hey, bring mir mein Blatt und Wasser mit.“ Welch Begrüssung. „Morgen Anna“. „Hä. Wieso?“ Die hat garnicht bemerkt, daß ich nicht da war. Theresa kommt auf mich zu. „Hallo Theresa“ „Laß mich durch. Mähhh.“ Yeah, ich liebe diese Klasse Ich humple durch die Stuhlreihen. Wow die Julia sieht mal wieder gut aus. Verdammt, ich liebe sie, werde es ihr aber wohl nie sagen. „Morgen…“ „Morgen, wie geht’s?“ Sie hat mich gegrüßt, jippie. Nun denn, ich setz‘ mich auf meinen Platz und sacke zusammen. Ich vergrabe meinen Kopf in den Armen. „Wsmnbltt“ „Hä?“ frag‘ ich. „Warum hast du mein Blatt nicht mitgenommen?“ „Grrr.“ „Bleibt sitzen, ich hol’s euch schon.“ „Danke Hanna“ Ein Engel auf Erden, leider wird sie so aufopfernd nicht sehr weit kommen geschweige denn gutes Geld verdienen. Aber Geld ist ja nicht alles… haha. Ich strecke meinen Rücken und lande direkt auf dem Boden. „Nimm meine Hand.“ „Danke Thomas.“ „Du siehst ja schlimm aus.“ „Ohoh, danke für das Kompliment.“ „Was ist denn passiert?“ „Also, ich bin gestern spät ins B…“ „Könntet ihr mal bitte alle zuhören?“ sagt der Kunstrefrendar. „Es geht um das nächst…“ Mehr hab‘ ich nicht verstanden. Ich muß irgendwie einen kurzen Black Out gehabt haben. „Hey, hast du vielleicht einen Walkman dabei.“ „JA. Und du die Kopfhörer?“ „Ja logisch ei, olleiwonnadu is hävsamfan.“ Ich schaffte, es ein Lächeln auf meine Lippen zu zaubern. Nun denn, ich stecke die Kopfhörer in den Walkman und teile die Kopfhörer auf. „Ei äm seiling, eim seiling…“ Yeah, J.B.O., genau das, was ich jetzt brauche. Wir hörten uns die Kassette bis „Rache!“ an, dann war die Stunde zu Ende. Buhuu. Jetzt haben wir Englisch. Im VIERTEN Stock. Ich trappse also einigen aus der Klasse hinterher. Wenn ich mich befreien lassen würde, könnte ich zwar nach Hause gehen, aber ich könnte Julia nicht sehen und erst recht nicht mit ihr sprechen. Außerdem hoffe ich, daß sich die Schmerzen irgendwann mal verabschieden. „Ihr könnt schon mal in den Medienraum, ich komme gleich nach.“ AAAAAAAAAAARRRGL grrr, und wieder 5 Stockwerke nach unten. Es hat doch einen Vorteil, Blut an den Schuhen zu haben, man rutscht nicht so leicht aus. Nun denn, ich komme im ersten Stock an, da rast mir doch glatt ein 5. Klässler vor die Füße. Ich konnte, dem Blut sei Dank, meine Füße sofort stoppen. Nur leider NUR die Füße. Ich kriege gerade noch den Stefan zu fassen, ich dachte, der hält mich aus. Falsch gedacht. Ich fliege mit dem Rücken zuerst auf den Boden, und dann landet er auf mir. Der ist auch nicht gerade leicht. Er steht sofort auf und reicht mir seine Hand. Ich greife sie und will ziehen, da läßt er plötzlich los. Ich knalle mit meinem Kopf auf den Boden. Und wieder dieser Muskelkater. „Was is‘ los Stefan?“ „Sorry, ich hatte nicht erwartet daß du dort blutest.“ „Sorry, aber ich kann auch nichts dafür“ „Komm, ich helfe dir hoch.“ Er nimmt meine Hand und zieht dann meine Schulter hoch. Er ist ziemlich fürsorglich. Er stützt mich noch die letzten paar Stufen zum Medienraum. Ich setze mich in eine der vorderen Reihen. Lehn‘ mich zurück. Wohl mit zu viel Elan. Die Lehne bricht ab. Ich schnalle nach unten. Ich hab‘ Muskelkater. Fabian lacht sich kaputt. „Haha kannst dich nicht mal richtig hinsetzen.“ Rüdiger „Jetzt heißt’s zahlen, zahlen.“ Welch fürsorgliche Klasse. Ich bemühte mich auf einen anderen Stuhl und legte meine Füße hoch. „Der Film, den wir heute anschauen, heißt „Die Maske“ und ist mit „Jim Carrey“.“ Ach verdammt. Den hab‘ ich auch zu Hause. Ich werde einschlafen. Was auch prompt geschah.

„Yeah“ „Pause“ „Cooler Film“. Und schon bin ich aufgewacht. Ich gehe in die Pause. Ich schlage mich durch die Unterstufen-Klassler (oder wie ich das nennen soll). Schlag‘ mein Knie an. Ich blicke auf den Ausfallplan. Yeah heute fällt Französisch aus. Ich gehe aus dem Schulhaus. Brrr. Kalt. Dort sehe ich meine Freunde an einem Auto lehnen. „Hahaha.“ Danke Bart „Hey cool. Neuer look?“ Das kriegste zurück Homer „Mampf“ „Hallo Barney.“ „Hehe, was ist denn mit dir passiert.“ „Also. Ich war früh genug im Bett…“ „Hmpf. Buahahaa.“ „Also, wenn du lachst, erzähl ich’s dir nicht.“ „Blallalblabla“ „Auf Wiedersehen Leute.“ Ich gehe vor’s Tor. „Hallo Anna.“ „Also /(Ich)\! Ehrlich gesagt, hat mir der Piratenlook besser gefallen.“ „Buhuhuuu.“ Ich gehe zum Bolzplatz. Es wird mich eh‘ keiner verstehen. Und wen sehe ich dort? Lisa und Sandra. „NEIIIIINN“ Ich verschwinde wieder von dort. Hirschanger! Dort angekommen. Zugesperrt. Ich irre also irgendwo herum, um die Zeit totzuschlagen. So gehe ich in den Penny Markt, finde heraus, daß ich nicht genug Geld habe und muß unverrichterter Dinge wieder gehen. Ich schleiche durch die Straßen, allein. „Schnüff.“ Und so treffe ich Julia mit einer ihrer besten Freundinnen wieder. Das heißt, ich weiß nicht, ob sie eine gute Freundin ist, es kommt mir auf jeden Fall so vor. Nun denn, ein kurzer Blickkontakt, ein kurzes „hi“, mehr nicht. Mehr kann ich auch nicht erwarten. Die würden sich nie mit sowas wie mir abgeben. Schnüff. Ich sollte nicht so viel gehen. Ich gehe die Straße entlang und komme an der Schule an, diesmal beim anderen Tor. Ich treffe Stefan und Fabian wieder. Stefan mustert mich. „Hey. Is‘ alles OK mit dir?“ „Hmm, naja, passt scho.“ „Wenn ich dir irgendwie helfen kann…“ „Danke Stefan.“ „Das Angebot gilt auch von mir.“ „Danke Fabian“. Es dongt, wir gehen rein. Ich lasse alle vorausgehen, jede Berührung mit anderen tut mir weh. „Hallo“ „Hallo Theresa.“. Sie macht einen Versuch, an mir herumzuzupfen. Ich kann ihn erfolgreich abwehren. Ich zeig‘ ihr die Wunde, sie versteht mich.

In Deutsch 4. Stock, ist es die erste Stunde, in der ich nicht aufpassen muß. Die Leute von „Rechtschreibreform“ halten ein Referat. Kurze Diskussion. Die Stunde ist aus. So kurz kam mir noch nie eine Deutschstunde vor.

Chemie. 2. Stock. Ich werde ausgefragt. Da meine Antworten durch andauernde Gähnanfälle unterbrochen werden, sieht Herr Dr. J. von einer Note ab. Ich, total ausgepowert, setze mich auf meinen Platz. Und schlafe ein. Stunde aus.

Jetzt darf ich eine dreiviertel Stunde lang nichts machen, da ich noch in einen Wahlkurs muß. „Anna, würdest du mit mir warten?“ „Nö.“ „Aber ich hab‘ früher auch nach Reli mir dir gewartet.“ „Ja mei. Ich will halt nicht allein nach Hause fahren.“ „Schnüff“. Also was mach‘ ich? Genau, ich schlafe. Und pünktlich um eins werde ich durch 5. Klässler geweckt. Ich treffe mich mit meinen Leuten vor dem Tor. Sie hauen ab. „Schnief“.

„Ja, also wegen der überwältigenden Anzahl von Schülern findet der Kurs heute nicht statt.“ Ich könnte schreien, ich versuchs, und es klappt nicht. Ich bin einfach zu müde. Ich steig in die Tram, ein Glück, daß sie so leer ist. Am Effnerplatz angekommen fällt mir ein, ich bin ja mit dem Fahrrad gekommen. Ich fahre wieder zurück.

Ein Vollidiot hat wohl die Luft aus meinem Fahrrad rausgelassen. Ich muß es nach Hause schieben. Es fängt an zu regnen. Eine Stunde zu spät komme ich zu Hause an. „Hallo?“ Niemand zu Hause. Egal. Ich will was Essen. Ich sehe nichts Warmes, es liegt ein Zettel auf dem Küchentisch. „Bin Einkaufen. Kaufe dir selbst was zum Essen. Deine Mom.“ Ich schlurfe zu dem Dönerstand an der Ecke. Eine halbe Stunde später bin ich wieder zu Hause. Ich mache den Fernseher an und esse. Sobald ich fertig gegessen habe, mache ich den Fernseher aus, es gibt nicht Interressantes. Ich lege die J.B.O. Kassette ein und lege mich auf die Couch, schließe meine Augen und schlafe sofort ein.

„Bleib ruhig liegen“ „Wo…wo bin ich?“ „Du bist im Krankenwagen auf dem Weg zum Krankenhaus Schwabing. „Wieso?“ „Na schau dich doch mal an“ Ach ja. Ich schaue auf die Uhr: 20:00. Ich schlafe wieder ein.

Ich wache aus der Narkose auf, zu früh, angeblich. Ich kann mich kaum bewegen. Liegt das am Muskelkater, an der Müdigkeit oder an dem Narkosemittel. Wer weiß? Ich kriege meine Lippen auf. „Schwester?“ „Ja?“ Könnten sie mir meine J.B.O.- Kassette einlegen. Sie kramt ein wenig ‚rum. „Die hier?“ Ich schiele hin. „Jepp.“ Ich höre das Lied „Könige“. Die Schwester verläßt das Zimmer. Ich schaue mich nach einer Uhr um. Da. 23.50 Uhr.

Die Kassette wird leiser. Ein neues Lied fängt an.

„Ich stehe auf am Morgen,…“

In diesem Moment will ich schreien. Dazu zieh ich meine Bauchmuskeln zusammen. Mein Körper hält das nicht aus und entspannt sofort, dadurch strecken sich auch meine Beine. Ich werde nach oben gedrückt. Die Infusionsnadel sticht mir in den Arm. Ich will den Arm von der Matratze wegkriegen, es geht nicht, ich kann mich nicht bewegen.

„Heut‘ ist ein guter Tag zum Sterben…“

Wie recht er doch hat.

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