Das Ewige Leben


„Ich will!“, das waren die Worte mit denen man ihn am besten beschreiben kann. Schon als Baby setzte er immer seinen Kopf durch. Seine Spielsachen trugen immer sein Zeichen. Die gekreuzten Striche. Als er in der Kindergarten kam fühlte er sich übergeordnet. Seine Eltern sagten einmal, und nicht nur einmal, sie wüßten nicht, wieso sie ihn nicht „normal“, nicht so sehr egoistisch machen konnten. In der Schule aber ging er in der Masse unter. Viele Lehrer mißachteten seine zwischenrufe, und so wurde er wenigstens ein bischen zurecht gewiesen. Mit der Zeit lernte er sogar, seinen Finger zu heben. Doch falls ein Lehrer mal den Fehler machte, ihn zu verbessern, oder seine Antwort richtig zu stellen, beharrte er auf daß was er sagte. So waren seine Noten infolgedessen auch nicht die besten. Doch, man glaubt es kaum, ab der 10. Klasse hatte er immer die volle Punktzahl. Er hatte mittlerweile gelernt nur noch daß zu sagen, wovon er etwas verstand und das, was er nicht verstand, interressierte ihn und er machte sich durch die Medien schlauer. Nachdem er ein 1,0 Abitur abschloß verschwand er für einige Jahre.

Keiner weiß, was er getrieben hat, doch als er dann wieder auftauchte, war er völlig verändert. Er war ziemlich ruhig und verschlossen geworden. Er studierte Medizin und Chemie. Die Professoren waren von seinen Fähigkeiten überrascht, aber was alle verwunderte waren seine Noten. Sie waren eher mäßig. Schon nach zwei Semestern schmiß er die Schule, und auf die Frage was er jetzt tun wolle, antwortete er, er werde das Ewige Leben suchen. Er deckte sich mit Büchern ein, kaufte sich ein Haus in dem er sich ein Labor einrichtete. Selten suchte er Assistenten, aber diese hielten es nicht lange bei ihm aus. Sie erzählten, er sei völlig verrückt geworden. Er mache Experimente mit sich selbst, oder er bat seine Assistenten selbstgemixte Rezepturen zu nehmen, was auch dann der Grund war, warum sie kündigten.

Versuche von Reportern, ihn zu Interviewen schlugen fehl. Seine Eltern aber besuchte er regelmäßig. Doch auch diese wußten nichts genaues über seine Experimente. Eines Tages dann trat er an die öffentlichkeit und stellte eine Formel vor, die jedes Lebewesen verjüngern sollte. Doch bevor er seine Formel verkaufen konnte bewies ein anderer Forscher daß diese von Grund auf falsch sei, und er nicht bedacht hatte, daß das Blut die Wirkung nicht nur aufhebte, sondern auch umkehrte. Einige Zeit später starb sein Vater an den folgen einer Herzattacke. Er trauerte mit seiner Mutter und er sagte ihr, wenigstens sie und er sollen für immer zusammen bleiben. Sie zog zu ihm in’s Haus. Einige Zeit später waren er und seine Mutter im Labor und experimentierten mit Phosphor. Sie schienen einen Weg gefunden zu haben, die Zellteilung zu verlangsamen. Doch wie das Leben so spielt: Eines Nachts muß eine Maus so an den Phosphor-Behälter gekommen sein, daß dieser umstürzte und das gesamte Haus abbrannte. Er konnte gerade noch seine Mutter retten, doch diese starb im Krankenhaus an einer Rauchvergiftung.

Sein Leben machte keinen Sinn mehr. Er war schon kurz davor, von der Brücke zu springen, als ihn eine Frau ansprach. Sie fragte ihn, was er denn gemacht habe, daß er sich umbringen wolle. Gerade als er antworten wollte, kam ihm eine Idee: Vielleicht sollte er nicht ein Mittel finden, einen Jungbrunnen oder ähnliches, sondern etwas tun, was noch niemand zuvor getan hatte, so daß er in die Geschichte einging. Die Frau schaute ihn verdutzt an, als er plötzlich davon rannte und laut lachte.

„Vorsicht!“ schrie sie, aber es war zu spät. In der Dunkelheit hatte er einen offenen Gulli übersehen und stürzte sieben Meter in die Tiefe. Der Krankenwagen den die Frau rief, kam ein paar Minuten später an, konnte aber nur noch die Leiche bergen.

Wir sind nun hier zusammengekommen um ihn zu ehren. Asche zu Asche, Staub zu Staub. Gott möge seiner Seele gnädig sein. Er wird in unserer Erinnerung Ewig Leben…

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